In das mit Luft gefüllte Innere eines Plattenkondensators, dessen Platten horizontal gelagert sind, werden Öltröpfchen gegeben, von denen einige eine positive oder negative Ladung tragen. Je nach Zusammenspiel von Gewichtskraft, Reibung, Auftrieb und elektrischer Feldkraft des Plattenkondensators können die Öltröpfchen – unter Vernachlässigung der Brown’schen Bewegung und möglicher Zusammenstöße – nur gleichförmig sinken, gleichförmig steigen oder schweben. Mit Hilfe der Dunkelfeldmikroskopie werden die Öltröpfchen als helle Punkte auf dunklem Bildhintergrund sichtbar gemacht. Die Richtungsumkehr des Mikroskops wird durch den Einsatz einer Kamera aufgehoben, die das Mikroskopbild kopfstehend erfasst.
Der Millikan-Versuch basiert auf der Annahme, dass die elektrische Ladung eines jeden Öltröpfchens ein ganzzahliges positives oder negatives Vielfaches einer immer gleichen (positiven) Elementarladung ist:
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Bei der Durchführung des Versuchs stellt sich tatsächlich heraus, dass man die Elementarladung erhält, wenn man die elektrische Ladung eines Öltröpfchens durch die passende ganze Zahl teilt. Damit ist die Quantelung der elektrischen Ladung nachgewiesen.
Um die elektrischen Ladungen der Öltröpfchen zu bestimmen, nutzt man die Beziehungen zwischen den einzelnen Kräften, die an den Öltröpfchen angreifen. Jedes Öltröpfchen erfährt nämlich eine resultierende Kraft , die sich aus der Gewichtskraft , der Auftriebskraft , der Reibungskraft und der elektrischen Feldkraft zusammensetzt:
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Ist die Dichte des Öls, so erfährt ein – als kugelförmig angenommenes – Öltröpfchen vom Radius unter dem Einfluss der Schwerefeldstärke die Gewichtskraft
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Für die Auftriebskraft, die das Öltröpfchen in Luft der Dichte erfährt, gilt dann:
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Ist die Geschwindigkeit des Öltröpfchens, so erfährt es gemäß dem Stokes’schen Gesetz während seiner Bewegung durch Luft der dynamischen Viskosität die Reibungskraft
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Trägt das Öltröpfchen die elektrische Ladung , so erfährt es unter dem Einfluss der elektrischen Feldstärke die elektrische Feldkraft
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Ist die Kondensatorspannung und der Abstand der Kondensatorplatten, so gilt für den Betrag der elektrischen Feldstärke:
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Die elektrische Feldstärke im Innern des Plattenkondensators sei bei positiver Kondensatorspannung senkrecht nach oben – also in die entgegengesetzte Richtung der Schwerefeldstärke – gerichtet. Weil sämtliche zu berücksichtigenden Vektorgrößen parallel zueinander gerichtet sind, werden sie durch ihre skalaren Vektorkomponenten in senkrechter Richtung nach oben ersetzt, sodass im Folgenden also ist.
Mit Hilfe dieser Simulation des Millikan-Versuchs kann man die Ladungen geeigneter Öltröpfchen sowohl unter Anwendung der Schwebemethode als auch unter Anwendung der Gleichfeldmethode ermitteln. Das Anklicken von Öltröpfchen mit der Maus hebt diese farblich hervor, damit man sie leichter verfolgen kann.
Beachten Sie, dass nur ein hoher Ausschnitt des insgesamt hohen Bereichs zwischen den Kondensatorplatten sichtbar ist. Deshalb verschwindet jedes Öltröpfchen erst dann aus der Simulation, wenn es sich bereits um – nach oben oder nach unten – vom sichtbaren Ausschnitt entfernt hat. Sie können also ein Öltröpfchen, das den sichtbaren Ausschnitt verlassen hat, durch die Wahl einer geeigneten Spannung wieder zurückholen, solange es noch keine der beiden Kondensatorplatten erreicht hat.
Das der Simulation zugrunde liegende Modell der Wirklichkeit ist so realistisch gestaltet worden, dass die Anwendung der Cunningham-
Die Bedienung der Simulation kann – je nach Vorliebe – per Maus oder per Tastatur erfolgen.
Tipp: Verwenden Sie für die Zeitmessungen eigene Hand-Stoppuhren, damit Sie per Maus/Tastatur lediglich die Spannung regeln müssen.
Spannungsquelle
Zeitmessung
Zeitmesser 1:
Zeitmesser 2:
Kenndaten
Abstand der Kondensatorplatten:
Schwerefeldstärke:
Dichte des Öls:
Dichte der Luft:
Dynamische Viskosität der Luft:
|
Sollten Sie keine befriedigenden Messwerte erhalten, können Sie Ersatzmesswerte für die Auswertung heranziehen.
Die folgenden Messwerte sind mit Hilfe der Schwebemethode aus der obigen Simulation gewonnen worden. Sie können als Ersatzmesswerte genutzt werden.
Öltröpfchen-Nr. | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 |
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in V | ||||||||||
in |
Die beiden im Fogenden dargestellten Versuchsmethoden unterscheiden sich in der Vorgehensweise bei der Ermittlung der elektrischen Ladung eines Öltröpfchens. Bei der Schwebemethode – auch Einfeldmethode genannt – werden Öltröpfchen für Messungen herangezogen, die zunächst durch geeignete Wahl der Kondensatorspannung zum Schweben und anschließend durch Ausschalten der Spannungsquelle zum Sinken gebracht werden.
Beim Anwenden der Schwebemethode wird ein Öltröpfchen, das die elektrische Ladung trägt, mit einer geeigneten Kondensatorspannung zum Schweben gebracht. Wenn es schwebt, erfährt das Öltröpfchen die resultierende Kraft . Die Auftriebskraft und die elektrische Feldkraft kompensieren nämlich zusammen die Gewichtskraft :
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Also gilt:
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Daraus folgt:
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Der Radius des Öltröpfchens kann für aus der Sinkgeschwindigkeit ermittelt werden. In diesem Fall ist die resultierende Kraft , weil die Auftriebskraft und die Reibungskraft zusammen die Gewichtskraft kompensieren:
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Also gilt:
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Daraus folgt:
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Eine besondere Schwierigkeit beim Anwenden der Schwebemethode besteht darin, den exakten Wert der Kondensatorspannung einzustellen, bei dem ein Öltröpfchen schwebt. Dies wird im Realexperiment durch die störende Brown’sche Bewegung, die in der Simulation nicht auftritt, zusätzlich erschwert. Bei der Gleichfeldmethode – auch Zweifeldmethode genannt – werden hingegen Öltröpfchen für Messungen herangezogen, die bei einem fest eingestellten Betrag der Kondensatorspannung durch Umkehren der Polarität abwechselnd zum Steigen und Sinken gebracht werden.
Beim Anwenden der Gleichfeldmethode wird ein Öltröpfchen, das die elektrische Ladung trägt, zunächst mit einer geeigneten Kondensatorspannung zum Steigen gebracht. In diesem Fall, in dem sich das Öltröpfchen mit einer konstanten Steiggeschwindigkeit bewegt, erfährt es die resultierende Kraft . Die Auftriebskraft und die elektrische Feldkraft kompensieren nämlich zusammen die Summe aus Gewichtskraft und Reibungskraft :
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Also gilt:
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Daraus folgt:
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Anschließend wird das Öltröpfchen mit der betragsmäßig gleichen Kondensatorspannung zum Sinken gebracht. In diesem Fall, in dem sich das Öltröpfchen mit einer konstanten Sinkgeschwindigkeit bewegt, erfährt es die resultierende Kraft , weil die Auftriebskraft und die Reibungskraft zusammen die Summe aus Gewichtskraft und elektrischer Kraft kompensieren:
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Also gilt:
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Daraus folgt unter Verwendung der Beziehung :
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Durch Subtraktion der beiden Geschwindigkeiten und Auflösen der dadurch entstandenen Gleichung nach erhält man:
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Durch Addition der beiden Geschwindigkeiten und Auflösen der dadurch entstandenen Gleichung nach erhält man:
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Bei beiden vorgestellten Methoden wird davon ausgegangen, dass sich die Öltröpfchen in einem homogenen kontinuierlichen Medium bewegen und somit das Stokes’sche Gesetz gilt. Dies ist jedoch nicht der Fall, weil die mittlere freie Weglänge in Luft in der Größenordnung der Radien der Öltröpfchen liegt. Abhilfe schafft die Cunningham-
Um die Cunningham-
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Die Konstante lässt sich empirisch abschätzen und hängt u. a. vom Luftdruck und von der Temperatur ab.
Ist die mit der unkorrigierten dynamischen Viskosität berechnete elektrische Ladung eines Öltröpfchens, so gilt für die korrigierte elektrische Ladung:
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Mit und folgt daraus:
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Also gilt:
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Damit wird deutlich, dass eine lineare Funktion von ist. Der korrigierte Wert der Elementarladung lässt sich also mittels linearer Regression bestimmen, wenn man als Funktion von graphisch aufträgt. Dazu muss der Wert der Konstanten gar nicht bekannt sein.